„Milde Radioaktivität lindert Entzündungen, festigt die Knochen und besänftigt überreizte Immunsysteme“, so weist das Magazin DER SPIEGEL schon im Inhaltsverzeichnis seiner Ausgabe vom 23. April 2016 auf die aktuellen Ergebnisse eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit mittlerweile insgesamt 5 Millionen Euro geförderten Forschungsprojektes am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt hin.
In dem Projekt mit dem Namen GREWIS (Genetische Risiken und entzündungshemmende Wirkung von ionisierender Strahlung) arbeiten acht Arbeitsgruppen der Universitäten Darmstadt, Frankfurt, Erlangen und der GSI-Biophysik, um die biologische Wirkung von Radon in der Therapie und der Umwelt zu erforschen. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz ist beteiligt.
Positive Wirkung von Radon bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen
Erste Ergebnisse, auf die sich DER SPIEGEL bezieht, zeigen eine positive Wirkung der Radontherapie im Tierversuch und bei Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen. „Bei mit Radon behandelten Menschen sehen wir eine Abnahme von inflammatorischen Faktoren im Blutserum und Hinweise auf eine herabgesetzte Immunreaktion. Bei Mäusen, die an einer Polyarthritis leiden, zeigt sich eine verminderte Anzahl und Aktivität knochenresorbierender Zellen, der Knochenaufbau nimmt zu“, so die Leiterin der Studie, Dr. Claudia Fournier aus der Abteilung Biophysik bei GSI, in einem Zwischenbericht an den Verein EURADON e.V..
Der Verein, in dem 12 europäische Standorte der Radontherapie, darunter zwei Heilstollen und zahlreiche Radonbäder zusammengeschlossen sind, um die Erforschung der Radontherapie zu stärken, unterstützt diese Studie.
Bad Kreuznach: Radon-Therapie wirkt vor allem langfristig
Zu vergleichbaren Ergebnissen kommt auch eine Studie, die die Wirkung der Radon-Schmerztherapie im Bad Kreuznacher Radonstollen bei Menschen, die schwer und langjährig an Morbus Bechterew erkrankt sind, untersucht hat. Forschungspartner waren der Geschäftsbereich ACURADON der AccuMeda Holding GmbH, das Universitätsklinikum der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und das Rheumazentrum der ACURA Kliniken Rheinland-Pfalz AG in Bad Kreuznach.
Ziel der Studie war es, wie der Titel „Effekte der inhalativen Radontherapie auf regulatorische T-Zellen, Zytokine und den klinischen Verlauf von Patienten mit ankylosierender Spondylarthritis (Morbus Bechterew)“ nahelegt, den Zusatzeffekt der Radontherapie im Rahmen einer vierwöchigen, stationären Rehabilitation zu bewerten. 63 Patienten nahmen freiwillig an einer kombinierten Rehabilitation mit Radontherapie teil. In der Vergleichsgruppe, die ausschließlich eine Rehabilitation erhielt, befanden sich 25 Patienten. Die Therapie-Effekte wurden direkt nach der Therapie und nah drei Monaten mit international etablierten Messinstrumenten bewertet, zusätzlich wurde auch die Entwicklung des Verbrauchs von Schmerzmedikamenten beobachtet.
Kurzfristige Erfolge zeigten sich in beiden Gruppen direkt nach der Therapie. Nach drei Monaten profitierten in dieser Studie aber die Patienten, die zusätzlich eine Radontherapie erhielten, deutlich mehr. Das Ausmaß der Schmerzen und der Schmerzmittelverbrauch blieben deutlich stärker reduziert; die körperliche Aktivität, die wichtig ist, um die bei Morbus Bechterew auftretende Versteifung der Wirbelsäule zu verhindern, blieb in der Gruppe mit Radontherapie erhöht.
Um nicht nur zu untersuchen, ob die Radontherapie wirkt, sondern auch wie sie wirkt, wurden auch die Auswirkungen der inhalativen Radontherapie auf bestimmte T-Zellen und Zytokine im Blut, Bestandteile des Immunsystems, die für die Entzündungsprozess stehen, untersucht.
Die Auswertung dieser Daten ist noch nicht abgeschlossen, erste Stichproben zeigen aber, dass die entzündungshemmende Wirkung von Radon auch auf molekularer Ebene sichtbar ist, womit diese Ergebnisse die GREWIS-Studie bestätigen.
Weitere Informationen
Den Artikel aus DER SPIEGEL Ausgabe vom 23. April 2016 finden Sie im Archiv unter: https://magazin.spiegel.de/SP/2016/17/144430313/index.html
Mehr über das Darmstädter Forschungsprojekt GREWIS finden Sie auf der Seite des GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung.
Im Bereich Forschung können Sie sich weiter über die aktuell laufenden Studien zum Heilmittel Radon informieren. Über die Möglichkeiten eine Schmerztherapie im Bad Kreuznacher Radonstollen zu absolvieren, lesen Sie mehr im Bereich Radontherapie.